Tod und Trauer als großes Thema der Kunstgeschichte

Univ.-Prof.in Dr.in Ilaria Hoppe hielt am 22. November 2024 einen spannenden Vortrag über das Thema Tod und Trauer in der Kunstgeschichte in der großen Abschiedshalle am St. Barbara Friedhof.

Die Referentin stellte ihrem Vortrag eine Frage der Gender-Theoretikerin Judith Butler voran: Wer wird überhaupt betrauert und wer nicht?

Sie skizzierte anschließend die veränderliche Darstellung von Tod und Trauer in Werken der Kunstgeschichte.

Die Darstellung des zentralen christlichen Symboles des Kreuzes ist exemplarisch. In der Moderne und Gegenwart ist das Zeigen des gemarterten Körpers Jesu am Kreuz fast völlig verschwunden, in vorhergegangen Zeitperioden war das anders. Ähnlich verhält es sich mit dem Zeigen der Emotionalität von Trauer. Auch diese schwankt in unterschiedlichen Perioden der Kunstgeschichte. Geistes- und Kunstgeschichte stehen in wechselseitigem Austausch. 

Anhand der beispielhaften Positionen der Benetton-Werbung von Trare/Toscani (1992) wurde deutlich, dass zeitgenössische Kunst häufig Anleihen an klassischen Darstellungen in der Kunstgeschichte nimmt. Ein solches klassisches Motiv ist die "Beweinung Christi", von der bekannte Darstellungen von Andrea Mantegna und Niccolao dell Arca (beide 15. Jahrhundert) gezeigt wurden.

Im 20. und 21. Jahrhundert ist die Fotografie das bedeutendste Medium der Thematisierung von Tod und Trauer in der Kunst. Fotografie ist persönlich tröstlich, denn sie hält - besonders in der analogen Form - eine Realität fest, die vergangen und verloren ist (Roland Barthes). 

In der Kunst werden Grenzen der Pietät im Umgang mit dem Tod immer wieder neu verhandelt. Ein bekanntes Beispiel dafür: David Hirst hat einen echten Totenschädel mit Diamenten beklebt. Mit dem wohl teuersten Kunstwerk der Welt thematisiert er den Handel mit sog. "Blutdiamanten". 

Etwa 30 kunstinteressierte Besucher:innen erlebten bei den Streifzügen durch die Kunstgeschichte zum Thema Tod und Trauer mit Univ.-Prof.in Dr.in Ilaria Hoppe einen spannenden und interessanten Abend. 

 

Zur Ankündigung

Fotos: Clemens Frauscher